Zum Buch:
Dieses Buch des Kölner Geschichtsprofessors Michael Zeuske ist eine umfangreiche Darstellung der Geschichte wie politischen Gegenwart Venezuelas. Beginnend bei der indigenen Besiedelung über die Kolonialzeit und die Unabhängigkeitskriege wird deutlich, dass viele Probleme, mit denen Venezuela noch heute konfrontiert ist, bereits bei der Staatsgründung 1830 bestanden. Ausführlich werden die Unabhängigkeitsphase und die Rolle von Simón Bolívar, die Modernisierung unter Antonio Guzmán Blanco (1870-1888), die lange Herrschaft von Juan Vicente Gómez (1908-1935) und die Phase der scheinbar stabilen Demokratie seit dem Erdölboom 1958 mit der einerhegenden klientelistischen Rentenmentalität und der Zerstörung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft dargestellt. Besonders breiten Raum (über 100 Seiten) widmet Zeuske der Person und Politik von Hugo Chávez. Er sieht im bolivarianischen Prozess eine Reformrevolution, die im Kern integrativ und partizipativ ist, deren Zukunft zwischen autokratischer und demokratischer Weiterentwicklung allerdings noch offen sei. Das vorliegende Buch baut – nahezu wörtlich – auf dem Text der “Kleinen Geschichte Venezuelas” des gleichen Autors (C.H. Beck, 2007) auf und erweitert diesen vor allem im Hinblick auf die aktuelle Politik deutlich. Während die “Kleine Geschichte” die Entwicklungsstränge stringent in kondensierter Form beschreibt, bietet “Von Bolívar zu Chávez” darüber hinaus zahlreiche Detailinformationen.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)