Zum Buch:
Die kolumbianischen Paramilitärs, so lautet die zentrale These dieses Buches, waren Ausdruck einer von führenden Machtgruppen und Teilen des Staats getragenen gezielten Strategie. Extreme Formen der Aufstandsbekämpfung wurden ausgelagert, und gleichzeitig wurden der Bevölkerung systematisch Ohnmachtserfahrungen vermittelt, die Alternativen zur dominanten Ordnung unvorstellbar machen. Raúl Zelik widerspricht damit dem gängigen Paradigma des Staatszerfalls, der aus der Konkurrenz verschiedener Gewaltakteure resultiere. Mit großer Akribie beschreibt er die Entwicklung des Paramilitarismus von seinen Vorläufern in den 1960er Jahren bis heute und stellt sowohl deren Unterdrückungspraxis als auch deren Ökonomie dar. So weist er etwa mit einer Fülle von Datenmaterial die engen, fast symbiotischen Verbindungen des Paramilitarismus zum Drogenhandel nach. In Anbetracht der Verquickung von Staat, Unternehmertum und Gewaltkriminalität spricht Zelik von einer “Mafiotisierung” Kolumbiens. Sowohl hinsichtlich der Darstellung der Entwicklung der Paramilitärs als auch durch die Einbettung des konkreten Fallbeispiels Kolumbien in die aktuelle (sicherheits-)politische Diskussion über “Neue Kriege” und failed states und nicht zuletzt auch durch seine klare Sprache leistet diese Dissertation Herausragendes.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)