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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Villa, José de

Máximo Líder

Untertitel
Beschreibung
Verlag
Berlin: Ullstein-Taschenbuch-Verlag, 2008
Format
kt.
Seiten
270 Seiten
ISBN/EAN
978-3-548-36983-9
Preis
8,95 EUR

Zum Buch:

Es handelt sich bei dem vorliegenden Taschenbuch um die jeweils im Einleitungs- und Schlusskapitel veränderte, ansonsten aber komplett übernommene Ausgabe der in der Bücher zu Lateinamerika 2007/08 besprochenen, gebundenen Ausgabe von 2006. Nach wie vor gilt, dass der Band in recht gut lesbarer Form auf dem aktuellen Stand der Forschung die wichtigsten bekannten Lebensumstände Fidel Castros und der kubanischen Geschichte seit 1959 wiedergibt. Leider sind jedoch an keiner Stelle des Buches Quellenangaben gemacht worden, auch nicht bei Zitaten. Die zu vermutende Herkunft der Informationen kann nur aus der Literaturauswahlliste am Ende des Buches erahnt werden. Da hilft es auch nicht, dass angemerkt wird, dass sämtliche Zitate aus spanisch- und englischsprachigen Texten von den Autoren für diese Ausgabe ins Deutsche übertragen worden sind. Eine ernstzunehmende Biographie sollte da anderen Ansprüchen genügen. Rätselhaft bleibt darüber hinaus nach der Lektüre der im Buchbeschreibungstext formulierte Anspruch, dass die Autoren dazu beizutrügen, „das einseitige Bild Castros in den Medien zu korrigieren.“ Dieses kann maximal auf die Schilderung der Hintergründe des Konfliktes zwischen den USA und Cuba konzediert werden. Fidel Castro selbst wird im großen und ganzen wie üblich als der “kubanische Diktator“ dargestellt, der zwar international „immer größere Sympathie“ genieße, dies aber „trotz aller Menschenrechtsverletzungen, politischen Unterdrückung und Hinrichtungen auf Kuba.“ Als etwas störrischer „greiser Führer“ sei er nur auf Machterhalt aus, er „könne und wolle“ sich einfach ein „Kuba ohne ihn“ nicht vorstellen. Interessant ist die Tatsache, dass in der überarbeiteten Neuausgabe das Schlusskapitel des Buches komplett umgeschriebenen wurde: Es bleibt zwar bei dem Titel „Der lange Abschied“, aber es werden nicht mehr wie in der 2006er Ausgabe hauptsächlich spekulative Szenarien und Machteinschätzungen für die Zeit nach Fidel Castros Tod entworfen. Damals legten die Autoren dabei selbst – wie nun im neuen Kapitel als Kritik an den „Spekulationen“ im „Ausland“ kritisiert – viel zu viel Wert auf die Unersetzbarkeit „des Mythos Fidel Castro“. Man übersah, dass dieser Mythos nicht nur mit „Charisma und Propagandagenie“, sondern mit klaren politischen Inhalten verbunden ist (soziale Gerechtigkeit, Unabhängigkeit, Würde, Nationalstolz, u.a.m.), an denen in Kuba auch weiterhin Interesse bestehen wird. Gerade dieser so definierte „Mythos“ könnte auch nach Fidel Castros Tod zum Überleben des Systems als solchem beitragen. Die inzwischen erfolgte Aufgabe der Regierungsämter und der Übergang zur Ära Raúl Castro sind jedenfalls schon einmal relativ unproblematisch über die Bühne gegangen. Das konzedieren auch die beiden Autoren am Ende ihres nun wesentlich verbesserten und gut beschriebenen Schlusskapitels: „Doch die Machtstrukturen haben sich vorerst als flexibler und stabiler erwiesen als vielfach angenommen. So erscheint es heute wahrscheinlicher als vor Fidels Erkrankung, daß sich in Kuba auf absehbare Zeit wenig ändern wird.“ Insgesamt ist das Buch trotz der beschriebenen Schwächen sicher sehr lesenswert. Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)