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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Urrea, Luis Alberto

Kolibris Tochter (Hummingbird’s Daughter)

Untertitel
A. d. Amerik. von Carola Kasparek und Tanya Stewner
Beschreibung
Verlag
München und Zürich: Pendo Verlag, 2007
Format
geb.
Seiten
625 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86612-108-9
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Luis Alberto wurde 1955 in Tijuana/Mexiko geboren. Seine Jugend verbrachte der Sohn eines Mexikaners und einer US-amerikanischen Mutter in San Diego/USA. Urrea lehrt kreatives Schreiben an der Universität von Illionois in Chicago. Kolibris Tochter ist die erste Übersetzung in deutscher Sprache.

Zum Buch:

20 Jahre lang recherchierte Urrea für diesen Roman, mit dem er seiner entfernt verwandten Ahnin Teresa Urrea ein Denkmal setzen wollte. Teresita ist die Tochter von Cayetana Chávez, genannt Kolibri, einer Indianerin auf dem Gut des Weißen Tomás Urrea in Sinaloa, im Norden von Mexiko. Sie wächst unter der Obhut der alten Huila auf, einer Heilerin, die sie als heranwachsendes Mädchen in die Geheimnisse der pflanzlichen Medizin einweist. Die Geschichte spielt in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, als der damalige Präsident Porfirio Díaz allmählich beginnt, Mexiko mit diktatorischen Methoden zu regieren. Es gibt in dieser Zeit immer wieder Bauernaufstände, Überfälle der Yaquis und Apachen sowie gewöhnlicher Banditen. Tomás Urrea, ein Liberaler, war Gegner von Díaz und wurde gezwungen, mit seiner Ranch auf ein anderes Gut der weitverzweigten und reichen Familie nach Sonora auszuweichen. In dieser Zeit erfährt Teresita, daß Tomás Urrea ihr Vater ist, der sie auch als seine Tochter anerkennt und unterstützt. Als sie von einem der Arbeiter auf dem Gut vergewaltigt wird, fällt sie in eine tiefe Ohnmacht; alle glauben sie sei gestorben und bereiten ihr Begräbnis vor. In ihrem Sarg begraben aber wird schließlich die alte Huila und Teresita gewinnt plötzlich deren geheimnisvollen Heilerkräfte. Was im Anschluß an diese Ereignisse in dem Roman geschildert wird, sind die diveresen „Wunder“ an Kranken und Gebrechlichen, die nun zu Tausenden auf das Gut strömen, um die „Heilige“ zu sehen. Die Massenhysterie paßt allerdings nicht ins politische Konzept der herrschenden Kreise. 1892 folgt eine massive Bedrohung durch die paramilitärische Polizei und die schließliche Verhaftung und Ausweisung von Vater und Tochter über die Grenze in die USA. Die Geschichte ist breit ausgewalzt und mit vielen Details erzählt. Viele Beschreibungen machen die Zeit und das tägliche Leben auf einem Gut lebendig, so ist beispielsweise der Umzug der gesamten Ranch „mit Kind und Kegel“ nach Norden sehr eindrucksvoll beschrieben, so daß die Leserinnen und Leser eine Ahnung von den Strapazen einer solchen Unternehmung erahnen können. Andere Szenen und auch handelnde Person bleiben demgegenüber merkwürdig steril, und die oft ohne Zusammenhang stehende Einzelepisoden wirken als seien sie aus einer wissenschaftlichen Abhandlung abgeschrieben und in den Roman eingefügt worden. Ärgerlich sind die offensichtlich aus dem amerikanischen Original übernommenen spanischsprachigen Kurzdialoge oder Begriffe, die insofern keinerlei Sinn machen, da die alle Akteure Mexikaner sind. In dieser Logik hätten alle Dialoge in Spanisch erfolgen müssen. Völlig unakzeptabel ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von vaqueros und Cowboys in einem Satz! Für die die deutschsprachigen Leserinnen und Leser wäre eine gestraffte Fassung wesentlich lesbarer gewesen.  Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)