Zum Buch:
“Dieses Buch erzäjhlt die Geschichte eines weltpolitischen Enfant terrible. Hugo Chávez, Galionsfigur des lateinamerikanischen Linksrucks, fällt aus dem Rahmen … Kurz gesagt: er gilt als zwielichtige Gestalt. Dass er ein Charismatiker ist, bleibt dabei unumstritten. Die meisten Beobachter suchen das Geheimnis seiner Aura in der Tradition des lateinamerikanischen Populismus. Er gilt als Populist, als Verführer, der das Volk mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen einfängt … Die Frage ist: zu was verführt er?” So fängt das Buch des Journalisten Christoph Twickel an, in dem er anschaulich und detailliert den politischen Werdegang von Chávez darstellt. Ausgangspunkt des Buches ist der gescheiterte Putschversuch, den Chávez 1992 zusammen mit anderen Offizieren unternahm. Im zweiten Kapitel arbeitet Twickel heraus, wie spätestens seit dem Caracazo – dem Aufstand gegen die Verarmungspolitik der Regierung Perez im Jahr 1989 – eine breite Bewegung innerhalb der Streitkräfte nach radikalen Veränderungen des korrupten politischen Systems strebte. Er beschreibt, wie sich bereits ab 1982 konspirative militärische Gruppen bildeten, zu deren zentraler Figur Chávez wurde. Die knapp zwei Jahre im Gefängnis nutzte Chávez zur politischen Reflexion und Kontaktaufnahme, danach machte er sich zielstrebig daran, eine politische Bewegung aufzubauen. Detailliert beschreibt Twickel in diesem Buch die politischen Konstellationen innerhalb des Militärs, der boliviarianischen Bewegung oder der staatlichen Erdölgesellschaft PDVSA. Ausführlich schildert er die Schwierigkeiten der ersten Regierungsjahre und den Putsch von 2002. Der Untertitel, “Eine Biografie”, ist jedoch nicht ganz korrekt, denn über Kindheit und Jugend von Chávez erfährt man in diesem Buch kaum etwas. Die Lektüre lohnt sich dennoch, denn Twickel legt hiermit eine exzellent recherchierte Darstellung der jüngsten politischen Entwicklung Venezuelas und ihres Hauptdarstellers vor.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)