Zum Buch:
Reisebegleiter, die in einer besonderen Weise auf auf ein Reiseziel vorbereiten wollen, haben seit einiger Zeit Konjunktur: sie warnen als Kulturschock, finden Platz im Handgepäck, nennen sich Reiselesebücher oder wie in diesem Beispiel Gebrauchsanweisung, ein Begriff, den ich zugegebenermaßen nicht mag. Ein Land und seine Bewohner, seine Kultur und seine Geschichte sind keine Kaffemaschinen o. ä., es sei denn, der Reisende befindet sich wie weiland die Conquistadoren auf Eroberungsfahrt und prüft, was er gebrauchen kann.
Aber so ernst kommt dieses kleine Buch dann doch nicht auf die Leser zu, auch wenn es zunächst mit all den Vorurteilen und Witzen beginnt, die den Argentinien-Reisenden angeblich in diesem unendlichen Land erwarten (alle laufen mit Termoskanne und Matebecher herum, sie brauchen trotz guter Spanisch-Kenntnisse einen Übersetzer, das Abendessen wird nach Mitternacht serviert u.a.m.). Die Informationen dieses, in einem etwas ironischem Ton geschriebenen Buches bestehen vor allem aus dem widersprüchlichen Erleben, aus dem Verwundern über diesen oder jenen Sachverhalt, dem der Reisende auf Schritt und Tritt begegnet. Dazu gehören allerdings auch Berichte über die schreckliche Zeit des Terrors während der Miltitärdiktatur, die Tatsache der willkürlichen Ermordung, des Verschwindenlassens von ca. 30.000 Menschen, deren Schicksale immer noch nicht geklärt sind, geschweige denn, daß alle Verantwortlichen vor Gericht gestellt wurden. Das Buch enthält eine Fülle von spezifisch Argentinischem: den Cafés, dem Gebrauch des Superlativ, dem Fleischverzehr, den Gauchos, dem Kartenspiel Truco und nicht zuletzt die liebevollen Nettigkeiten, die man sich bei der Begegnungen an den Kopf wirft.
Insgesamt eine amüsante Einstimmung auf das fremde Land.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)