Daniel Alarcón wurde 1977 in Lima geboren. Er schrieb mehrere Kurzgeschichten und ist Herausgeber einer peruanischen Literaturzeitschrift. Daniel Alarcón lebt in den USA. Lost City Radio ist sein erster Roman.
Zum Buch:
In einem ungenannten Land Lateinamerikas (Peru, Kolumbien?) spielt dieser außergewöhnliche Roman des gebürtigen Peruaners. Die Leserinnen und Leser geraten gleich zu Beginn in eine unwirkliche, beklemmende Atmosphäre. Ein blutiger Bürgerkrieg ging vor fast 10 Jahren zu Ende, die Erinnerung daran ist verboten, die Orte haben keine Namen mehr, nur noch durch Nummern können sie identifiert werden da die alten Karten und Atlanten eingesammelt und vernichtet wurden. Wer war die besiegte IL, die sogenannte Illegale Legion? Gab es sie wirklich, oder handelt es sich um eine Erfindung der Regierung? Merkwürdigerweise aber gibt es in dieser beklemmenden Zeit eine faszinierende Radiostimme, die Stimme der Norma. Trotz Zensur kann sie die inzwischen beliebteste Sendung Lost City Radio moderieren, in der nach Verschollenen des Bürgerkriegs geforscht wird, die also gegen das Vergessen arbeitet. Als eines Tages der elfjährige kleine Victor aus dem Ort 1797 im östlichen Dschungel mit einer Liste von Verschwundenen auftaucht verändert sich das Leben der Norma: auf der Liste des Jungen steht der Name ihres Mannes Rey. Nun beginnt eine spannende Geschichte mit ihrer Suche nach Rey, der irgendwann im Verlaufe des Bürgerkriegs verschwunden war. Mühsam findet sie ein Mosaiksteinchen nach dem anderen in einer Welt in der die möglichen Zeugen aus Angst schweigen oder tatsächlich keine Kenntnis habe. War er etwa Mitglied der IL oder war er nur als Ethnobotaniker auf der Suche nach unbekannten Heilpflanzen im Dschungel unterwegs? Was hatte er in dem Dorf 1797 zu tun? Woher kannte der Jungen ihn? Nicht immer einfach ist es, sich im Wirrwar der Zeiten und Orte sofort zurechtzufinden aber die kleine Anstrengung lohnt sich: die Leserinnen und Leser erwartet ein spannender, politischer und dennoch sehr poetischer Roman.
Dem Hörbuch liegt eine sogenannte Lesefassung des Romans zugrunde, d. h. der Text wurde nur unwesentlich und ohne Verlust an Inhalt gekürzt. Der knappen Sprache des Romans entspricht die Vortragskunst der Schauspielerin und Kabarretistin Maren Kroymann. Empfehlenswert.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)