Zum Buch:
Glaubten Sie bisher, Soziologen würden abgehoben und unverständlich schreiben? Dann sollten Sie dieses Buch lesen – und Ihre Vorurteile werden bestätigt werden. Der erste Teil des Buches (9 Beiträge) analysiert die sozialhistorischen Aspekte sozialer Ungleicheit, und im zweiten Teil (ebenfalls 9 Beiträge) steht die Bedeutung von kulturellen und religösen Symbolen im Blickpunkt. Leider ist die überwiegende Anzahl der Beiträge in einem unerträglichen Fach-Kauderwelsch geschrieben sind. Da schwadroniert ein Autor auf 15 Seiten über die Notwendigkeit für ein Forschungsprogramm zu “Demokratisierung und Entwicklung”, ohne zu sagen, welche konkrete Fragestellung er wie erforschen will. Ein anderer analysiert “organisationale Dilemmata unter Bedingungen einer radikalisierten und peripheren Moderne”, ohne dass er sich auch nur einmal auf empirische Befunde beziehen würde. Andere Beiträge, etwa der Grundlagenartikel von Jessé Souza zur “Sozialen Grammatik der peripheren Ungleichheit”, die Abrechnung mit Inglehart’s oberflächlicher Interpretation des “World Values Survey” oder die Artikel zur magischen Religiosität und zur Rolle der katholischen Kirche bieten trotz gestelzter Sprache durchaus interessante Ansätze. Richtig spannend zu lesen ist indes nur der Beitrag von Petra Schaeber, in der sie die von Afro-Brasilianern organisiertern Karnevalsgruppen in Bahia (Blocos Afro) seit den 70er Jahren als Vorläufer der heutigen Schwarzenbewegung darstellt.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)