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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Fonteles de Lima, Paulo C

Wenn der Tod sich nähert, nur ein Atemzug

Untertitel
Gedichte. Portugiesisch / Deutsch. Übertragen von Steven Uhly
Beschreibung
Verlag
Berlin: Matthes & Seitz, 2006
Format
geb.
Seiten
190 Seiten
ISBN/EAN
978-3-88221-874-9
Preis
22,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Paulo César Fonteles de Lima, wurde am 11. Februar 1949 in Belém geboren. Von 1969 an beteiligte er sich am Widerstand gegen das Militärregime. Er wurde mit seiner schwangeren Frau Helcida vom Geheimdienst entführt und monatelang gefoltert. Nach zwei Jahren kamen er und seine Frau frei, er studiert Jura, wurde Anwalt und Landtagsabgeordneter im Bundesstaat Pará. Er bekämpfte die von den Großgrundbesitzern veranlaßten Vertreibungen von Landarbeitern und deckte Korruptionen auf, in denen einflußreiche Familien verstrickt waren. Fonteles de Lima wurde am 11. Juni 1987 von einem ehemaligen Militärpolizisten ermordet.

Zum Buch:

Heute fast vergessen ist die Militärdiktatur, die Brasilien von 1964 bis 1985 beherrschte. In ihrer repressiven Zeit wurden zahlreiche Oppositionelle von der Straße weg verhaftet und anschließend in die berüchtigten Folterzentren verschleppt. Die Folter war regelrecht institutionalisiert worden, „Experten“ gaben ihre Kenntnisse ab 1973 an die neuen Machthaber in Chile weiter. Am 6.10.1971 wurde auch der Student Fonteles de Lima und seine Frau verhaftet und monatelang gefoltert. Seine hier erstmals abgedruckten Gedichte (in seinem Heimatland noch nicht erschienen!) sind das erschütternde Zeugnis dieser Leidenszeit. In diesem schonunglosen Zyklus ist keine Folterart ausgelassen: das sogenannte „Ertränken“, Elektroschock, Einzelhaft in einer Dunkelzelle, Prügel und die berüchtigte Papageienschaukel (Zwei Böcke / Eine Eisenstange. / Man fesselt ihn an den Handgelenken / Und Fußknöcheln / Wie ein Schwein das zum Markt geht. / Der Körper baumelt / Arme und Beine dehnen sich / Bis zum unerträglichen Schmerz. / Drei Tage lang / Drei lange / Furchtbar lange Tage lang.). Hinzu kommt die ständige Ungewissenheit über das Schicksal seiner Frau Helcida und des ungeborenen Kindes, sowie die psychische Folter, die zum Ziele hatte, den Gefangenen die Würde zu nehmen und sie in den Wahnsinn zu treiben. „Die Methoden der Gestapo sind überholt, wir studieren die Heilige Inquisition“ sagte einer der Folterer in einem Gedicht. Der sehr informative Essay von Steven Uhly enthält einen kurzen historischen Abriß über die Diktatur sowie eine Übersicht über die Dichtung aus Brasilien, die sich ebenfalls mit der Diktatur und der Folter beschäftigte (ins Deutsche übersetzt wurden lyrische Zeugnisse zu diesem Thema von Pedro Tierra und Ferreira Gullar, s. Bücher zu Lateinamerika). Außerdem ist hier der Folter-Bericht von Fonteles de Lima abgedruckt, der 1978, fünf Jahre nach seiner Entlassung  in einer illegalen Zeitung in Brasilien erschien. Lobenswert ist die vorbildliche Edition des Verlags mit zweisprachig abgedruckten Gedichten und einem informativen Glossar sowie weiterführenden Literaturhinweisen.    Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)