Zum Buch:
Sehr gelungene Ergänzung zu dem Reisetagebuch Che Guevaras Das magische Gefühl unverwundbar zu sein (Köln 2003; siehe Bücher zu Lateinamerika 2003/2004, S. 28). Der mit Ernesto Guevara zu seiner zweiten großen Lateinamerikareise aufgebrochene Carlos Ferrer, besser unter seinem Spitznamen Calica bekannt, erzählt hier seine minutiös gesammelten Erinnerungen an diese für den weiteren Lebensweg des Che so wichtigen Etappe seines Lebens. Besonders die Schilderungen über Ernestos Jugend in Alta Gracia bei Cordoba geben einen zwar subjektiven, aber in seiner Ausgewogenheit trotzdem hervorragenden Eindruck vom Charakter des Heranwachsenden, besser dargestellt, als in den meisten eher analytisch angelegten Biographien. Auch die Schilderungen des Erlebten aus Bolivien, Peru und Ecuador bieten gute biographische Einblicke und erläutern, warum sich in Ecuador die Wege der beiden recht unterschiedlichen Freunde schließlich trennte: Ferrer reiste weiter auf dem ursprünglich geplanten Weg nach Venezuela, um dort die Annehmlichkeiten des Lebens zu genießen und eine Familie zu gründen. Ernesto aber interessierte sich mehr dafür, nach Guatemala zu kommen, um dort die sozialen Auseinandersetzungen der Reformregierung Arbenz miterleben zu können und so das, was für ihn das einzig wirklich Interessante war, zu studieren: die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme der Völker Lateinamerikas. Der US-gesteuerte Putsch brachte Ernesto dann ins Exil nach Mexiko, wo er Fidel Castro kennen lernen sollte und sich somit sein weiterer Lebensweg entschied.
Der gut lesbare Band mit einigen bislang unveröffentlichten Fotos ist für Menschen mit Interesse an der frühen Biographie des Che ein absolutes Muss und dementsprechend sehr zu empfehlen.
Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)