Zum Buch:
»Der Junge hat seine Hände gehoben, um sich die Tränen abzuwischen, und der Kompanieführer hat ihm einen Schlag verpasst. Der Junge hat seine Hände sinken lassen und aufgehört, sich die Augen zu wischen, er hat die Hände an den Körper gehalten, und dann haben die Schläge angefangen. Immer mehr Schläge. Hiebe. Und die ganze Zeit das Geschrei.«
»Ein unbewaffneter Mann lief auf dem Dach herum, er lief einfach nur herum. Wir haben es dem Kompaniechef gemeldet. Der Kompaniechef hat gesagt, erschießen Sie ihn. […] Ich war nicht derjenige, der ihn erschossen hat, mein Freund hat ihn erschossen und getötet.«
»Ich weiß nur noch, dass wir sie gehasst haben. Ich habe sie gehasst. Ich war auch so rassistisch. Ich war so wütend auf sie wegen ihrem Dreck, ihrem Elend, der ganzen Scheißsituation: Du hast einen Stein geworfen, warum hast du das getan? Warum musstest du mich und dich in diese Situation bringen, lass das doch einfach.«
»Sie haben tatsächlich jeden erschossen, der auf der Strasse herumlief. Es endete immer mit: Wir haben heute sechs Terroristen erschossen. Jeder, der auf der Straße herumlief, war ein Terrorist.«
Nachdem 2004 eine Gruppe von 60 ehemaligen Soldaten der israelischen Verteidigungsarmee „Zahal“ in einer Ausstellung eine Vielzahl von Augenzeugenberichten sowie Fotografien über ihre Dienstzeit im Westjordanland und in Gaza veröffentlicht hatte, beschimpfte man die Männer und Frauen in ihrer Heimat wiederholt als Vaterlandsverräter und Nestbeschmutzer. Doch obwohl es keinerlei Dementis seitens der Armeeführung gab, wurde der tagtägliche Terror, den die Gruppe in ihrer Ausstellung unmissverständlich anprangerte, vom Großteil der Bevölkerung stillschweigend hingenommen oder einfach ignoriert.
Sechs Jahre später und nachdem sie Hunderte weitere Interviews und Aussagen gesammelt hatte, veröffentlichte die Gruppe, die sich mittlerweile „Breaking the Silence“ nannte, ein Buch in hebräischer Sprache, in dem 146 Berichte von 106 Veteranen ausgewählt wurden, die allesamt in Einheiten der „Zahal“ gedient hatten. Aber sogar jetzt blieb die Masse ungerührt. Kaum vorstellbar, wenn man diese Berichte liest, die gerade durch den nüchternen, ungenierten Originalton an Schrecken gewinnen. Die Soldaten reden frei heraus, beschönigen oder verheimlichen nichts, und was sie zu erzählen haben, spottet jeglicher Absicht der Regierung Israels, die Bürger beschützen und die Lage in den besetzen Gebieten entspannen zu wollen. Vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall.
»Die Fakten sind eindeutig und für jedermann zugänglich; die Augenzeugenberichte nötigen uns, direkt auf Israels Vorgehen zu blicken und uns zu fragen, ob dieses Vorgehen die Werte einer humanen, demokratischen Gesellschaft widerspiegelt.«
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln
„Breaking the Silence“ empfehle ich allen, die sich für den Israel-Palästina-Konflikt interessieren. Man kommt, um sich dazu eine ausgewogene Meinung zu bilden, auf keinen Fall um dieses Buch herum.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln