Sachbuch

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Buchempfehlungen Sachbuch

Autor
Borasio, Gian Domenico

Über das Sterben

Untertitel
Sprecher: Der Autor und Andreas Wilde
Beschreibung

Sterben ist nicht unbedingt das Thema, mit dem man sich mitten im Leben freiwillig auseinandersetzt. Dass es sich lohnt, beweist dieses Buch. Gian Domenico Borasio, Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität Lausanne, ist ein ausgewiesener Kenner der Materie und sein Buch geht mit dem Thema einfühlsam und sachlich um. Es zeigt dem Leser, wie viel Einfluss auf ein “gutes Ende” er selbst nehmen kann.
(ausführliche Besprechungen unten)

Verlag
Komplett-Media, 2012
Format
5 Cds. Spieldauer 356 Min.
Seiten
0 Seiten
ISBN/EAN
9783831264773
Preis
29,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Gian Domenico Borasio, geb. 1962, ist Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität Lausanne (Schweiz), Forschungsleiter und Lehrbeauftragter für Palliativmedizin an der Technischen Universität München. Er gilt als einer der führenden Palliativmediziner Europas. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich heute jeder Medizinstudent in Deutschland in seiner Ausbildung mit der Begleitung Sterbender und ihrer Familien auseinandersetzen muss. Von 2006 bis 2011 hat er als Lehrstuhlinhaber für Palliativmedizin an der Universität München ein bisher einzigartiges Netzwerk an Professuren geschaffen, das alle Bereiche der physischen, psychosozialen und spirituellen Sterbebegleitung in die Lehre und Forschung integriert. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Borasio durch sein engagiertes Eintreten für ein Gesetz über Patientenverfügungen.

Zum Buch:

Dass uns das Ende des Lebens sicher ist, wissen wir alle. Wann es kommen wird, wissen wir nicht. Ob durch Krankheit oder Unfall, im hohen Alter oder nicht, mit langem Leiden oder sanft und gnädig – all das entzieht sich unserer Kenntnis. Vielleicht ist es das Gefühl des Ausgeliefertseins, gepaart mit der Angst vor dem Unbekannten, das eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Sterben verhindert. Dabei wäre es durchaus hilfreich, ob für uns selbst oder für uns Nahestehende, zu wissen, wie viel Einfluss wir darauf haben könnten, dem Sterben den Schrecken zu nehmen. Zumeist sind alle mit der Situation überfordert: der Sterbende, die Angehörigen, aber auch die Ärzte. Denn dass Sterben ein natürlicher Prozess ist, den man am besten nicht stört, passt nicht ins Weltbild von High-Tech-Medizinern, für die häufig Lebensverlängerung um jeden Preis die Maxime ist.

Eine Alternative dazu ist die Palliativmedizin, deren Ziel es ist, die Lebenssituation unheilbar Kranker so erträglich wie möglich zu machen – durch medizinische, psychosoziale und spirituelle Unterstützung. Gian Domenico Borasio, der Autor dieses Buches, ist einer der führenden Palliativmediziner Europas. Er lehrt in Lausanne und München und ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Palliativmedizin zum Pflichtfach in der medizinischen Ausbildung in Deutschland geworden ist. Was nicht bedeutet, dass es bereits selbstverständlich ist, entsprechend ausgebildete Ärzte in die Krankenhausbehandlung einzubinden.

Sachlich und nüchtern erklärt Borasio alles, was zum Thema gehört: – Was geschieht üblicherweise beim Sterben, wann ist ein Mensch „wirklich“ tot (Organtod, Hirntod)? – Welche Irrtümer grassieren immer noch – auch unter Ärzten (mangelnde Gabe von Schmerzmitteln, fälschliche Zuführung von Nahrung, Flüssigkeit und Sauerstoff in der unmittelbaren Sterbephase)? – Welches sind (zumeist) die Orte des Sterbens: Krankenhäuser (mit den unterschiedlichen Konzepten Intensivmedizin und Palliativmedizin), Pflegeheime, Hospize und häusliche Pflege mit ambulanter Palliativbetreuung? – Soziale und spirituelle Begleitung von Sterbenden und Angehörigen. – Vorsorge (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht) und Sterbehilfe.

Borasio ist durchaus parteiisch und er untermauert sein Plädoyer für die palliative Betreuung mit Fakten und Statistiken, aber auch mit Einzelfalldarstellungen. Er zeigt auf, wie häufig die unterschiedlichen medizinischen Richtungen und auch die Hospize unter dem Druck der öffentlichen Geldervergabe, aber auch der Pharmaindustrie zum Schaden der Patienten in Konkurrenz zueinander geraten. Und er fordert einen umfassenden Ausbau der Palliativbetreuung, ob zu Hause, in Hospizen oder Krankenhäusern.

„Über das Sterben“ ist ein notwendiges, ja, tröstliches Buch, im allerbesten Sinne aufklärerisch. Man merkt, wie wichtig das Thema für den Autor ist – nicht für seine persönliche Profilierung, sondern weil ihm am Herzen liegt, dass jedes Leben sein „gutes Ende“ findet.
Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt a.M.