Zum Buch:
Berlin in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges: Der 15-jährige Leo Goldstein hat als U-Boot die Zeit des Naziterrors überlebt und wird von Russen aufgegriffen. Oberst Sirinow nimmt den Sohn eines jüdischen Klavierbauers unter seine Fittiche. Bei der Einquartierung in der Villa Häck findet Leo in dem gleichaltrigen Friedrich und dessen blinder Schwester Marlene Freunde. Ein Abenteuerroman, so brillant recherchiert und mitten aus dem Kriegsalltag geschrieben, dass man das Gehäcksel der fernen Detonationen zu hören meint und bei Vertretern der Kriegsgeneration die Erinnerung an die modrig abgestandene, kalte, dicke Luft der Luftschutzkeller zurückkehrt. Ein Buch durchaus nicht nur für Jugendliche.
Zu dritt machen sich Marlene, Friedrich und Leo auf die Suche nach Wilhelm, der Leo im letzten Jahr versteckt hat und bei einem Bombenangriff spurlos verschwand. Und die drei spüren den Machenschaften von Friedrichs verstorbenem Vater nach, der vor seinem Tod unter Reichsleiter Rosenberg Kunstschätze aus ganz Europa raubte. Die Wege der beiden Männer scheinen sich gekreuzt zu haben. Und dann beginnt Leo von den Erlebnissen seiner Fluchtnacht zu erzählen, in der er unfreiwillig Zeuge eines kaltblütigen Mordes wurde. Wegen 28 Holzkisten erschoss ein Mann, der sich Sommerbier nannte, in einem alten Jagdschloss den Kumpel, mit dem er diese Kisten transportierte. 28 Kisten, in denen ein wertvoller Kunstschatz verborgen war. 28 Kisten, die jetzt irgendwo in Berlin versteckt sind.
Michael Römlings Roman verbindet spannende Fiktion mit lebendig gewordener Geschichte, ein Wissensgebiet, für das der promovierte Historiker schon seit Schulzeiten brennt. Bei mir hat seine lebensnah geschriebene Geschichte mühelos die Lunte der Begeisterung gezündet.
Susanne Rikl, München