Zum Buch:
Ein bis zum letzten Platz gefüllter Hörsaal in der Universität von Siegen. Der Schriftsteller Peter Kurzeck ist im Rahmen eines Seminars als Redner eingeladen worden, Thema egal. Das lässt sich der Mann, berüchtigt als wortgewaltiger Bewahrer des komischen Banalen, als Meister der kuriosen Abschweifung, nicht zweimal sagen, und so plaudert er aus dem Stegreif geschlagene zwei Stunden drauflos. Er erzählt von seiner Jugend, „als der Sommer Mitte der 60er Jahre, vielleicht 1964, vielleicht 1965, ganz sicher aber bis 1966 nicht nur länger, sondern auch besser wurde, und somit auch die Welt besser wurde“, von der ersten großen Reise, die, als kleine Spritztour geplant, unter Zuhilfenahme einer Menge Alkohol schließlich und unerwartet in Marseille endete. Er erzählt von Prag im legendären Frühling von 1968, von einer Reise nach Schweden, wo er sich in eine ihm völlig Unbekannte verliebte, von dem Moment, ab dem ihm klar war, dass er nicht mehr zur Arbeit gehen durfte, dass er jetzt Schriftsteller war, der schreiben und sehen und erleben und durch die Gegend reisen und schreiben und davon erzählen, „die ganze Welt erzählen“ muss. Wegen eben solcher, oft ungewollt witzigen Beiläufigkeiten hängt der Hörer an Kurzecks Lippen. Und wer ihm einmal zugehört hat, will mehr davon.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln