Zum Buch:
»Das menschliche Leben ist kurz, ich aber möchte ewig leben.« Ein Blatt Papier auf dem Tisch seines Büros, geschrieben kurz bevor er aufbricht, sich das Leben zu nehmen. Am 25. November 1970 beging der auf dem Höhepunkt seines Ruhms stehende Yukio Mishima zusammen mit seinem Anhänger Morita seppuku – das Ritual des Bauchaufschlitzens und der anschließenden Enthauptung durch den Gefährten. Die Zeremonie, gleichermaßen schrecklich wie exemplarisch, sollte den japanischen Dichter zur metaphysischen Leere führen, eine Vision, die ihn seit frühester Jugend faszinierte. Die plötzliche Leere: vollzogen so wie zuvor das fieberhafte Schreiben, das pausenlose Leben, das An-die-Spitze-Drängen. Mishimas ritueller Freitod war also mehr als nur eine spektakuläre Tat. Ausgehend von den wesentlichen Eckpunkten seines Lebens und vor allem literarischen Schaffens fragt Marguerite Yourcenar nach seinen Motiven, erkundet die Mechanismen seiner Psyche, versucht, das Mysterium dieser Persönlichkeit zu entschlüsseln. Der großen französischen Autorin gelingt es, Nähe und Ferne dieses Lebens zu vermitteln, es seiner Exotik zu entkleiden und ihm doch den Schrecken seines Endes zu belassen. Aus “Perlentaucher”