Zum Buch:
Er gibt sich als Mexikaner aus, nennt sich Hector Hidalgo, ist Mitte zwanzig und träumt davon, dereinst Boxchampion in der mexikanischen Mittelgewichtsklasse zu werden. Weshalb ausgerechnet in Mexiko? Weil, wie er glaubt, nur dort die Boxer wirklich zähe Kämpfer sind, die niemals, um keinen Preis, aufgeben. In Wahrheit heißt er aber nicht Hidalgo, sondern schlicht Hopper. Seine Mutter ist Paiute-Indianerin und sein Vater ein Weißer mir irischen Wurzeln. Beide haben sich nach seiner Geburt getrennt und sind neue Beziehungen eingegangen. Beide wollen nichts mehr von ihm wissen.
Hector wuchs daher bei seiner Großmutter auf, einer verbitterten Frau, die vom Leben nichts mehr erwartete und bereits um zehn Uhr morgens die erste Dose Coors aufriss. Doch sein Leben änderte sich schlagartig, als das ältere Rancher-Ehepaar Reese, bei dem er an manchen Tagen aushalf und dem er ans Herz gewachsen war, das Sorgerecht für ihn übernahm und ihn zu sich auf die Farm holte.
Trotzdem nährt der Wunsch, nach Tucson, Arizona zu gehen und sich dort zum Boxchampion ausbilden zu lassen, nach wie vor Hectors Träume, und als es dann soweit ist und er sich auf den Weg begibt, zerbricht für die alten Leute eine Welt.
Erste Erfolge stellen sich rasch ein, doch der Weg bis zum Champion ist härter, das Leben in der großen Stadt rauer, als Hector sich hatte vorstellen können. Als er zusehends in einem Sog von Alkohol und Verzweiflung unterzugehen droht, überredet Mrs. Reese ihren Mann, den Jungen wieder nach Hause zu holen, denn sie befürchtet, es könnte bald genug dafür zu spät sein.
Mit Ein feiner Typ ist Willy Vlautin ein großartiger Roman gelungen, der all die Nöte und Ängste eines jungen Mannes widerspiegelt, der zwischen zwei völlig unterschiedlichen Welten zerrieben zu werden droht und der alles daran setzt, seinen eigenen Weg zu finden. Ein Buch über Freundschaft und darüber, was es heißt, für diese Freundschaft einzustehen. Im Grunde einer der besten Romane in diesem Lesehalbjahr.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln