Zur Autorin/Zum Autor:
Bärbel Reetz, 1942, lebt in Berlin. Ihre Bücher wurden mehrfach übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2021 mit dem Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft (IHHG).
1932, mit achtzehn jahren, kam Meret Oppenheim zum ersten mal mit den Surrealisten in Paris in Berührung. Ein paar Jahre später war die 23jährige Künstlerin nach dem Ankauf ihres Objets („Frühstück im Pelz“) durch das Museum für moderne Kunst in New York 1936 selbst zu einer der berühmtesten „Surrealistinnen“ geworden. Allerdings verfestigte sich dieser frühe und steile Erfolg im Kunstbetrieb und der Öffentlichkeit sehr schnell zu einem Klischee. Meret Oppenheim ließ sich von solchen Zuschreibungen nicht beeinflussen, geschweige denn vom „Kunstmarkt“ gefügig machen. Zeitlebens bewahrte sie sich ihren Eigensinn und schuf ein vielgestaltiges Lebenswerk.
(ausführliche Besprechung unten)
„Spät ins Bett, spät auf, viel Alkohol.“, erinnert sich Meret Oppenheim an ihre erste Parisreise mit nicht mal 18 Jahren im Mai 1932, auf der Alberto Giacometti und Hans Arp sie umgehend ihren Surrealistenfreunden vorstellten.
Ein paar Jahre später war die 23jährige Künstlerin nach dem Ankauf ihres Objets („Frühstück im Pelz“) durch das Museum für moderne Kunst in New York 1936 selbst zu einer der berühmtesten „Surrealistinnen“ geworden. Allerdings verfestigte sich dieser frühe und steile Erfolg im Kunstbetrieb und der Öffentlichkeit sehr schnell zu einem Klischee und reduzierte sie und ihr weiteres Werk bis heute fast ausschließlich auf dieses Objekt und auf den Surrealismus.
Meret Oppenheim ließ sich von solchen Zuschreibungen nicht beeinflussen, geschweige denn vom „Kunstmarkt“ gefügig machen. Zeitlebens bewahrte sie sich ihren Eigensinn und schuf ein vielgestaltiges Lebenswerk, das erst ab den 70er Jahren in der „Kunstwelt“ wahrgenommen wurde. Ihre Lebenskunst führte zu vielen und kaum übersehbaren KünstlerInnen-Freundschaften, an die sie durch Höhen und Tiefen trotz (oft erzwungener) Unterbrechungen immer wieder anknüpfte und anknüpfen konnte. Sie werden Quellen ihrer künstlerischen Aktionen und Interventionen. Gerade aus diesen Interaktionen speist sich ihre Kunst und die vielfältigste Eigenart und Qualität ihrer Werke.
Man Ray, Alberto Giacometti, Ré Soupault („Frauen machen Mode“, nennt Bärbel Reetz das entsprechende Kapitel), die Liebschaft mit Max Ernst, die sie urplötzlich abbricht, diejenige zu Leonor Fini (bis hin zu Liebesbeziehungen in nicht nur einer Ménage-à-trois; auch in der Ehe mit Wolfgang La Roche) und – wie man erst jetzt ausführlicher bei Bärbel Reetz nachlesen kann – die Bedeutung der (geheim gehaltenen) Verbindung zu Marcel Duchamp, für den sie kurz vor dessen Tod 1968 „ein versteckt ironisch auf ihre Beziehung anspielendes Objekt: Bon appétit, Marcel“ (Bärbel Reetz) schuf.
Diese Freundschaften nachvollziehbar, deren Hintergründe begreifbar und die wichtigen gemeinsamen biografischen Momente der Befreundeten adäquat herauszuarbeiten, ist eine der beeindruckenden Qualitäten dieser detaillierten Biografie. Der Biografin gelingt es, bisher verschlossene Zugänge zum Verständnis der künstlerischen Werke und Träume sowie zu den oft weitgehend enigmatischen Gedichten der Künstlerin zu öffnen und mit weiterführenden Erklärungen einzubinden.
Der schön gestaltete Band ist so angelegt, dass die Einleitungsbilder für die jeweiligen Kapitel deren Themen angeben und in der Reihung einen Überblick über den historischen Gang durch das Werk der Künstlerin bieten; gleichzeitig sind sie biografische Schlüssel zur jeweiligen Schaffensperiode. Ergänzt wird diese Bildergalerie durch zahlreiche Fotos und weitere Abbildungen der Werke innerhalb der einzelnen Kapitel.
Karl Piberhofer, Berlin