Detail

Drucken

Das Erbe

Autor
SUL, R. R.

Das Erbe

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wolf ist anders. Und das liegt nicht allein daran, dass er nur nachts auf den Spielplatz darf. Wolf lebt auch als Erwachsener in einer Welt für sich, begreift sich als Außenseiter, der sich selbst nicht mehr zu spüren vermag. Bis eines Tages völlig unerwartet sein Bruder vor der Tür steht – was zwar alles verändert, es jedoch nicht unbedingt besser macht.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
dtv Verlagsgesellschaft, 2019
Seiten
224
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-423-28199-7
Preis
21,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

R. R. SUL ist ein Pseudonym.

Zum Buch:

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich hatte zunächst gar nicht vor, dieses Buch zu lesen. Den Tipp, wenn man so will, bekam ich vor langer Zeit von dem zuständigen Verlagsvertreter, dessen Kenntnis der zeitgenössischen Literatur ich ebenso schätze wie seinen Geschmack und obendrein jene Fähigkeit, aus dem ganzen Wust an Neuerscheinungen gerade jene herauszupicken, die man mit dem Prädikat „besonders“ kennzeichnen könnte. Und trotzdem ging ich erst einmal auf Abstand, weil es ja noch so viele andere „besondere“ Titel gab, die gelesen werden wollten. Doch dann, ich weiß nicht mehr, warum, nahm ich eines Abends das Buch dieses Autors, R. R. SUL, dessen wahre Identität angeblich nicht einmal der Verlag kannte, zur Hand und las es in einer einzigen Nacht. Und ja, es ist besonders. Sehr sogar.

Wolf sitzt auf einer Schaukel, wippt vor und zurück und hat dabei eher mäßigen Spaß, auch wenn er es nicht anders kennt, dass der Spielplatz bis auf ihn selbst und seine Mutter völlig verlassen daliegt. Ungewöhnlich ist das nicht, denn es ist tiefe Nacht. Ungewöhnlich ist vielmehr der Umstand, weshalb der Junge zu dieser Zeit draußen spielt und wieso er dabei einen Helm und Handschuhe tragen muss. Und es dauert dann auch eine ganze Weile, bis sich die feste Annahme der Mutter, ihr Sohn leide an einer äußerst seltenen Hautkrankheit und dürfe daher auf gar keinen Fall dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, nur als eine weitere jener Lügen herausstellt, in denen sie im selben Maße Halt und Aufmerksamkeit zu finden sucht.

Auch wenn Wolf tatsächlich anders ist als die meisten Kinder und entsprechend gemieden wird. Allein die kleine Lina macht sich nichts daraus, und so kommt es, dass sie Zeit seines Lebens immer wieder eine große Rolle spielen wird.

Als junger, stiller Mann, der sich selbst genügt, der die Wände seiner Wohnung mit Puzzles verkleidet und zur Außenwelt fast nur durch den Lieferservice Kontakt aufnimmt, der ihm sein Essen bringt, gerät Wolf zusehends ins Abseits und läuft Gefahr, sich selbst nicht mehr zu spüren. Irgendwann kommt auch der Lieferservice nicht mehr, und das hat seinen Grund.

Und dann, eines Tages und völlig unerwartet, klingelt es doch noch an der Tür, und da steht plötzlich sein jüngerer Bruder Freddy, dessen Erscheinen Wolfs Leben völlig auf den Kopf zu stellen und in ein emotionales Chaos zu stürzen droht.

Wer immer dieser R. R. SUL auch sein mag, er besitzt die großartige Fähigkeit, durch seine Sprache und die Bilder, die er damit heraufzubeschwören vermag, den Leser am Kragen zu packen und mit sich zu reißen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, weshalb ich dieses Buch, von dem man wirklich nicht viel mehr verraten darf, da es an unerwarteten Wendungen so reich ist, nur dringend empfehlen kann. Es ist ganz und gar ein „besonderes“ Buch.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln