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Die Himmelskugel

Autor
Jalonen, Olli

Die Himmelskugel

Untertitel
Roman. Aus dem Finnischen von Stefan Moster
Beschreibung

Für einen äußerst gebildeten Bewohner Londons im 17. Jahrhundert ist St. Helena lediglich eine Überseekolonie, ein winziger Tintenklecks mitten im Südatlantik. Für Angus von der Totholzebene ist diese Insel seine Welt. Doch seit der Londoner Sternenforscher Edmond Halley in den Jahren 1677 und 1678 bei Angus‘ Mutter Quartier bezogen hat, träumt der Halbwaise davon, ein ebenso großer Forscher zu werden und die Himmelskugel zu vermessen. Jalonen lässt Leserinnen und Leser die Welt durch die Augen dieses heranwachsenden Jungen sehen und immerzu mehr begreifen. Ein faszinierender und anrührender historischer Roman.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
mareverlag, 2021
Seiten
544
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-86648-609-6
Preis
26,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki geboren, studierte Sozialwissenschaften und hat viele Jahre in Schweden und Irland gelebt und gearbeitet. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren Finnlands. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Für seinen Roman Die Himmelskugel erhielt er als erster Autor nach Bo Carpelan zum zweiten Mal den Finlandia-Preis, Finnlands renommiertesten Literaturpreis.

Zum Buch:

Für einen äußerst gebildeten Bewohner Londons im 17. Jahrhundert ist St. Helena lediglich eine Überseekolonie, ein winziger Tintenklecks mitten im Südatlantik. Für Angus von der Totholzebene ist diese Insel seine Welt. Doch seit der Londoner Sternenforscher Edmond Halley in den Jahren 1677 und 1678 bei Angus‘ Mutter Quartier bezogen hat, träumt der Halbwaise davon, ein ebenso großer Forscher zu werden und die Himmelskugel zu vermessen. Jalonen lässt Leserinnen und Leser die Welt durch die Augen dieses heranwachsenden Jungen sehen und immerzu mehr begreifen. Ein faszinierender und anrührender historischer Roman.

Bevor Halley mit seinem Assistenten Clarke 1678 auf der Golden Fleece zurück nach England gesegelt ist, hat er den sechsjährigen Angus zum Aufzeichner ausgebildet. Über ein Jahr lang lernte der britische Aussiedlersohn, nachts die Sterne und tagsüber die Vögel zu zählen. Wie das möglich gewesen sein soll? Nun, Halley ließ in einen Araukarienbaum ein Aufzeichnungsloch von zwei Ellen Breite und sechs Ellen Höhe schneiden, befestigte Lederriemen an einem Ast, so dass Angus seinen Kopf immer in der gleichen Position fixieren konnte. Mit einem Kaktusstachel stach er dann die Plätze der Sterne in ein Aloe-Blatt und übertrug das Gesehene zu Hause mit Tinte und Feder auf ein Stück Papier. Die Vögel zählte er, indem er je nach Flugart getrocknete Erbsen, Kürbis-, Reis- oder Weizenkörner in einen Beutel gleiten ließ. Und Angus nahm seine Aufgabe sehr ernst: Bis zu seinem 13. Lebensjahr tat er jede Nacht und jeden Tag das Gleiche, und nebenher lernte er noch Schreiben und Rechnen beim Herrn Pastor.

Im Jahr 1684 haben die Unruhen auf St. Helena unter dem tyrannischen Gouverneur einen Höhepunkt erreicht und Pastor Burch schickt Angus mit einem wichtigen Brief auf die lange Reise nach London. Wird er als blinder Passagier im höchsten Mastkorb der Berkeley Castle die Reise überstehen? Und falls dieses Wunder geschehen sollte, wie soll er in London Edmond Halley finden? Für diesen spannenden Roman, der so lebendige Einblicke in die Zeit der frühen Aufklärung und des Kolonialismus bietet und mit dem Jungen Angus einen unglaublich authentischen Charakter zum Leben erweckt, erhielt Olli Jalonen 2018 zum zweiten Mal den wichtigsten finnischen Literaturpreis: den Finlandia-Preis. Völlig zu Recht.

Susanne Rikl, München