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Die Schlange im Wolfspelz

Autor
Maar, Michael

Die Schlange im Wolfspelz

Untertitel
Das Geheimnis großer Literatur
Beschreibung

Was ist Stil in der Literatur, und vor allem, was ist guter Stil? Auf über 500 Seiten (den Anhang nicht mitgezählt) erkundet der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar dieses Thema auf verschiedenen Ebenen, und wer es schafft, so viel überbordendes Material, so viel Wissen so souverän und unterhaltsam an den Leser zu bringen, schreibt selbst einen guten Stil. Vergnüglicher als mit diesem Buch lässt sich jedenfalls das eigene Wissen darüber, warum – jenseits persönlicher Vorlieben – ein Buch gefällt oder missfällt, nicht erweitern
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Rowohlt Verlag, 2020
Seiten
656
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-498-00140-7
Preis
34,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Michael Maar, geboren 1960, ist Germanist, Schriftsteller und Literaturkritiker. Bekannt wurde er durch „Geister und Kunst. Neuigkeiten aus dem Zauberberg“ (1995), für das er den Johann-Heinrich-Merck-Preis erhielt. 2002 wurde er in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen, 2008 in die Bayerische Akademie der Schönen Künste, 2010 bekam er den Heinrich-Mann-Preis verliehen. Zuletzt sind von ihm erschienen: „Heute bedeckt und kühl. Große Tagebücher von Samuel Pepys bis Virginia Woolf” (2013) und „Tamburinis Buckel. Meister von heute“ (2014). Er hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

Zum Buch:

Wer hat sich beim Lesen eines Buches, einer Erzählung oder eines Gedichts nicht schon gefragt, warum ein Text berührt, amüsiert, in Bann schlägt oder langweilt? Natürlich gibt es neben den persönlichen Vorlieben auch etwas darüber hinaus, und das hat mit den Mitteln zu tun, mi denen ein Autor eine bestimmte Wirkung erzielt und wie souverän er sie handhabt – also mit dem Stil.

Aber was ist Stil in der Literatur und vor allem, was ist guter Stil? Auf über 500 Seiten (den Anhang nicht mitgezählt) erkundet der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar dieses Thema auf unterschiedlichen Ebenen: Wortwahl, Syntax, Einsatz von Satzzeichen, Metaphern und was noch alles daran beteiligt ist, einen Text in Literatur zu verwandeln. Die Beispiele, die der Autor dazu heranzieht, stammen aus der Prosa wie der Lyrik, reichen von Goethes Wahlverwandtschaften über Keuns Das kunstseidene Mädchen bis Herrndorfs Tschick.

In den ersten drei Abschnitten des Buches geht Maar anhand von Beispielen verschiedenen Stilelementen nach. Im dritten, dem längsten Abschnitt, stellt er einzelne Autoren und deren Stilmerkmale vor. Abschnitt fünf befasst sich mit Lyrik, Abschnitt sechs mit erotischer Literatur.

Bei aller formalen Kritik, der Maar die jeweiligen Werke unterzieht, betont er aber immer wieder, dass es den EINEN guten Stil nicht gibt und die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch, zwischen souverän gebauten Sätzen und verschachtelten Bandwurmgebilden, zwischen originellen Bildern und quietschenden Metaphern oft sehr dünn ist. Maar ist in seinen Beurteilungen nicht zimperlich und stößt schon mal von mir persönlich geschätzte AutorInnen vom Sockel. Aber er verhehlt auch seine eigenen Stilvorlieben – Distanz, Ironie und Humor – nicht und räumt ein, dass der persönliche Geschmack bei der Bewertung von Texten durchaus sein Recht hat.

Meine persönliche Meinung zu Die Schlange im Wolfspelz ist: Wer es wie der Autor schafft, so viel überbordendes Material, so viel Wissen so souverän und unterhaltsam an den Leser zu bringen, schreibt mit Sicherheit einen guten Stil und ist nicht grundlos auf der Liste der für den Sachbuchpreis 2021 nominierten Autoren. Vergnüglicher als mit diesem Buch lässt sich jedenfalls das eigene Wissen, warum – jenseits persönlicher Vorlieben – ein Buch gefällt oder missfällt, nicht erweitern.

Ruth Roebke, Frankfurt