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Drei Kameradinnen

Autor
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen

Untertitel
Roman
Beschreibung

Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2021

Zusammen aufgewachsen in einem abseitigen Viertel einer deutschen Stadt, sehen sich die drei Kameradinnen Saya, Kasih und Hani im zweiten Roman von Shida Bazyar nach Jahren des Getrenntseins wieder. Saya ist zu Besuch, extra aus der Ferne herbeigeflogen – eine gemeinsame vierte Freundin hatte zu ihrer Hochzeit geladen. Mit bringt Saya ihren Zorn über Ausgrenzung, Alltagsrassismen, Diskriminierung und Vorurteile, denen die drei in einer weißen Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind.

Mit virtuosem Furor schreibt Shida Bazyar gegen die vermeintlichen Aporien identitätspolitischer Anliegen in einer Gesellschaft, die seit Rostock, Mölln, Halle oder Hanau zwar stets wiederholt, dass sich solcherlei nicht wiederholen darf, ihr Versprechen aber nie einzulösen vermag.
(ausführliche Bespechung unten)

Verlag
Kiepenheuer & Witsch, 2021
Seiten
349
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-462-05276-3
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und war, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig. Ihr Debütroman »Nachts ist es leise in Teheran« erschien 2016 und wurde u.a. mit dem Bloggerpreis für Literatur, dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt.

Zum Buch:

Zusammen aufgewachsen in einem abseitigen Viertel einer deutschen Stadt, sehen sich die drei Kameradinnen Saya, Kasih und Hani im zweiten Roman von Shida Bazyar nach Jahren des Getrenntseins wieder. Saya ist zu Besuch, extra aus der Ferne herbeigeflogen – eine gemeinsame vierte Freundin hatte zu ihrer Hochzeit geladen. Mit bringt Saya ihren Zorn über Ausgrenzung, Alltagsrassismen, Diskriminierung und Vorurteile, denen die drei in einer weißen Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind. Neben ihrer gemeinsamen Herkunft eint die drei vor allem auch dies: Keinen rechten Platz in dieser Gesellschaft zu finden, immer wieder darauf zurückgeworfen zu sein, als anders wahrgenommen zu werden, bedroht zu werden und Angst zu haben.

Solcherlei schwingt bei den Situationen, die die drei in den wenigen Tagen des Wiedersehens, die Shida Bazyar hier schildert, stets mit. Ob beim ausgelassenen Plaudern auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses, ob bei einer Party oder auch beim notgedrungenen Besuch des Arbeitsamtes, zu dem Saya Kasih begleitet: Nie können sich die drei sicher fühlen, aufgehoben, angekommen. Am wenigsten dann, wenn die Bedrohung plötzlich ganz nahe kommt. Auf ihrem Flug zu den Freundinnen sitzt ein Nazi neben ihr. Später wird das Haus dieses Nazis abbrennen wird. Eine Tat, für die Saya ins Gefängnis kommt …

Unter den vielen Titeln, die momentan unter dem sogenannten Label der „post-migrantischen Literatur“ laufen, sticht Shida Bazyars sicherlich heraus. Mit virtuosem Furor schreibt sie an gegen die vermeintlichen Aporien identitätspolitischer Anliegen in einer Gesellschaft, die seit Rostock, Mölln, Halle oder Hanau zwar stets wiederholt, dass sich solcherlei nicht wiederholen darf, ihr Versprechen aber nie einzulösen vermag. Die Prosa, die sie dabei als Form ihres Beitrages zu diesem Diskurs wählt, erscheint als Glücksfall.

Sie hat damit ein Medium gewählt, dass es dem als Teil der weißen Mehrheitsgesellschaft angenommenen Leser ermöglicht, gleichsam ausschnittsweise mitzufühlen mit den drei Protagonistinnen des Romans. Die Lektüre wird ausdrücklich empfohlen.

Max Eisenbarth, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt