Zum Buch:
Der Autor rechnet in dem gut lesbaren Bändchen mit der aus seiner Sicht arg verzerrten Wahrnehmung Kubas in den deutschen Medien ab. Den in der Tat oft sehr einseitigen Kuba-Darstellungen in deutschen Presseberichten, Zeitschriften, Büchern und Reiseführern, deren hier angeführte Beispiele tatsächlich Märchen ähneln (wie z.B. dem Bild-Zeitungsbericht über Castros angebliche Hai-Attacken an den Stränden Miamis …, einem ungeprüften Nachdruck aus einer Satirezeitschrift!), begegnet Weiss leider selbst auf sehr polemische Art und Weise. Zwar ordnet er in einem langen historisch-politischen Kapitel die Geschichte und Gegenwart Kubas korrekterweise in den Rahmen der ständigen Auseinandersetzung mit den USA ein, gerät hierbei aber in die Falle, die nun einmal real existierenden problematischen Teile der kubanischen Lebenswirklichkeit allein damit zu erklären. Grundsätzlich positiv ist es sicher ebenfalls, dem Zerrbild hiesiger Publikationen eigenes Erleben entgegenzusetzen. Aber auch hier gilt, dass vieles zu sehr durch die rosarote Brille gefärbt erscheint.
So gerät der eigentlich verdienstvolle Versuch, das hierzulande sehr einseitige Bild Kubas gerade zu rücken, leider in den Verdacht ebenso einseitiger Schilderung. Hier hätte mehr Mut, auch die tatsächlich vorhandenen Probleme und Widersprüche offener zu erwähnen, sicher sehr weitergeholfen. Trotzdem ist das Bändchen insgesamt lesenswert und hilfreich.
Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)