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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Vallejo, Fernando

Blaue Tage (Los dias azules)

Untertitel
Eine Kindheit in Medellín. A. d. Span. von Elke Wehr
Beschreibung
Verlag
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2008
Format
Gebunden
Seiten
222 Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-42018-8
Preis
22,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Fernando Vallejo wurde 1942 in Medellín geboren. Er studierte Philosophie und Literatur in Bogotá und Filmregie in Rom. Er arbeitet als Schriftsteller, Filmregisseur und Drehbuchautor. Seit 1971 lebt er in Mexiko. Ins Deutsche übersetzt wurden bisher zwei seiner Romane: „Die Madonna und der Mörder“ (s. Bücher zu Lateinamerika 2002/2003) und „Der Abgrund“ (s. Bücher zu Lateinamerika 2005/2006).

Zum Buch:

„Ich bin in Medellín großgeworden. Ich war ein weinerliches Kind.“ Und er war offensichtlich auch ein sehr eigensinniges Kind. Wenn das Dienstmädchen ihm seine Schokolade vorenthielt, schlug er mit dem Kopf auf den Fliesenboden und das Lachen des Dienstmädchens „traf auf die Welle meiner Wut …“. Und Wut und Hass durchziehen das ganze Buch, Haß auf  die „schmarotzenden Nonnen“, die „tonsurtragenden Satansschergen in der Schule der Fürbitte … Bestien in schwarzer Soutane“ („Die Kindheit, so heißt es, sei die schönste Zeit des Lebens. Wer das behauptet, ist nicht bei den Salesianern in die Schule gegangen.“). Er spottet auf die Liberalen, die bei der neuen Regierung unterkriechen, „wie nasse Hühner, und (auf) die konservativen Heuchler“. Autoreisende warnt er vor Kolumbien, denn wer sein Auto eine halbe Stunden unbeaufsichtigt stehen läßt, wird feststellen, dass vom Scheibenwischer bis zum Motor alles gestohlen worden ist. „Blaue Tage“? Ja, es gibt auch die vielen schönen Tage, die Erlebnisse und Begebenheiten im Leben des Kindes, die zum Lachen reizen, wie die Abenteuer des autofahrenden kurzsichtigen Großvaters und dessen Begegnungen mit der Polizei. Und gibt die vielen Kindheits- und Jugendabenteuer wie das Abschießen der zur Vorweihnachtszeit aufgelassenen Ballons. Amüsant sind auch die Beschreibungen Mitglieder der zahlreichen Verwandtschaft. Aber auch die „blauen Tage“ verdecken nicht die politischen Ereignisse, wie beispielsweise der zehnjährigen Bürgerkrieg, der begann als Vallejo sechs Jahre alt und der Tausende von Opfern kostete; „und die Flüsse füllten sich mit Enthaupteten: für jede Leiche eines Konservativen, die ohne Kopf dahintrieb, trieb ein enthaupteter Liberaler dahin.“ Und dann kam die Kokainmafia um das Land in „ein großes Schlachthaus zu verwandeln.“ Man fragt sich, warum dieses ausgezeichnete Werk aus dem Jahre 1985, die letzte Übersetzungsarbeit der erst kürzlich verstorbenen Elke Wehr, erst jetzt im deutschen Sprachraum erscheint. Unbedingt lesen!   Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)