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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Valle, Amir

Die Wörter und die Toten (Las palabras y los muertos)

Untertitel
Nachruf auf eine Revolution. Roman. A. d. Span. von Ursula Bachhausen
Beschreibung
Verlag
Köln: Edition Köln, 2007
Format
geb.
Seiten
365 Seiten
ISBN/EAN
978-3-936791-36-5
Preis
18,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Amir Valle wurde 1967 in Guantánamo auf Kuba geboren. Er studierte Journalismus und Publizistik in Santiago de Cuba und Havanna. Seit 1989 arbeitet er als Journalist, Essayist und Literaturkritiker für internationale Zeitungen. 2005 verließ er Kuba für eine Lesereise und erhielt keine Rückkehrerlaubnis. Seit August 2006 lebt er in Berlin mit einem Stipendium „Writers in Exile“. Valle ist Autor von Prosa und Essays. Er nutzt, ähnlich wie u. a. Leonardo Padura den Kriminalroman, um auf ökonomische und politische Mißstände in der kubanischen Gesellschaft aufmerksam zu machen und damit auch Kritik zu üben (siehe: Bücher zu Lateinamerika, Neuerscheinungen 2005/2006)

Zum Buch:

Um sich bei Fidel Castro einzuschmeicheln schenkt ihm eine US-amerikanische Delegation eine Riesenschildkröte. Nachdem die Vorteile dieses Geschenks, besonders auf dem kubanischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Hintergrund geklärt sind (sie frißt nur Kräuter und bringt ihre Wohnung mit) fragt Fidel: „und wie lange lebt sie?“ „… zwischen 400 und 600 Jahre“, lautet die Antwort. Fidel lehnt ab und sagt: „nehmen Sie sie wieder mit … Es ist nichts weiter. Nur, daß ich Tiere sehr gern habe, und wenn sie so kurz lebt, dann stirbt sie, wenn ich sie gerade lieb gewonnen habe.“ An diesen Witz, den Juan Almeida erzählte, einer aus der Gruppe, die mit Fidel gegen Batista gekämpft hatte, erinnert sich Facundo, der Leibwächter Castros als er morgens auf seinem Schreibtisch den Zettel mit der Aufschrift „Fidel ist tot“ findet. Und er erinnert sich an die über fünfzig Jahre Zusammenarbeit mit dem jefe. An die vielen Gespräche, deren Zeuge er bei den Reisen, Konferenzen und anderen Veranstaltungen wurde. An die Begegnungen Castros mit Politikern, Regierungsmitglieder anderer Staaten (von Chruchtschow bis Chávez), Schriftstellern (u. a. García Márquez und Guillén) und mit den alten Kämpfern aus der Sierra (u. a. mit dem als Drogenhändler überführten General Ochoa). Und immer wieder kreisen seine Gedanken um die Frage: wie geht es weiter, nachdem das Undenkbare also doch Wirklichkeit geworden ist? Wird der Bruder Raúl die Macht übernehmen und was wird dann aus den Errungenschaften der Revolution? Seine Erinnerungen und Überlegungen dauern so lange, wie man für das Lesen dieses spannenden Romans braucht. Und nachdem er von Fidels Testament erfährt bleibt ihm nur eine Konsequenz … Dieser spannende Roman, der im übrigen vor Fidels Erkrankung beendet wurde, erhält seine Qualität vor allem durch die in wörtlicher Rede wiedergegebenen Dialoge von Castro und seinen jeweiligen Gesprächspartnern. Amir Valle, der für diesen Roman jahrelang Material gesammelt hat, gelingt es, uns die Innenansicht einer diktatorischen Macht vor Augen zu führen. Die Leserinnen und Leser werden zu Augen- und Ohrenzeugen und fragen sich permanent: War das so? Was ist Realität, was Fiktion? Und was vielleicht viele erschrecken wird: Valle läßt mit seiner Beschreibung der realen historischen Ereignisse die Akteure in den fiktiven Dialogen und Aktionen so lebendig werden, daß der Eindruck entsteht, ja, so könnte es gewesen sein … (zum Thema siehe auch: Norberto Fuentes: Die Autobiographie des Fidel Castro) Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)