Zum Buch:
Der Arzt Karl von den Steinen bereiste in den Jahren 1884 und von 1887 bis 1888 das sogenannte Xingú-Gebiet in Brasilien. Er hatte als Teilnehmer einer Expedition nach Südgeorgien in den Jahren 1882/83 bereits erste Erfahrungen gesammelt und konnte so gerüstet in eine damals nicht bekannte Region aufbrechen. Das primäre Interesse an der Erforschung des Gebiets um den Rio Xingú, einem 2000 km langen Zufluß des Amazonas galt der Erkundung von schiffbaren Wegen für den Warentransport. Dabei stieß die Expedition auf bis dahin völlig unbekannte Indianervölker. Das Interesse des künftigen Ethnologen war geweckt und er organisierte nach seiner Rückkehr sogleich die nächste Reise. Die Ergebnisse der zweiten deutschen Xingu-Expedition waren bedeutend. Nicht nur die geographischen Kenntnisse über die Provinz Mato Grosso wurden durch die kartographischen Aufnahmen, Messungen und Bestimmungen beträchtlich erweitert, sondern auch von der indianischen Bevölkerung des Xingu-Quellgebietes konnten umfangreiche Sammlungen, Texte, Grammatiken und andere Materialien mitgebracht werden, bemerkt Günter Hartmann in seinem Katalogbuch zur Ausstellung über die Erforschung des Rio Xingú im Jahre 1986.
Das Werk und die Persönlichkeit eines der ersten Ethnologen, der zehn Jahre später zu einer Forschungsreise zu den Marquesa-Inseln aufbrach, werden in dem vorliegenden Buch sehr anschaulich und mit vielen Abbildungen dargestellt. Sie machen neugierig auf die originalen Reiseberichte, die teilweise noch als Reprint vorliegen, zwar heute durch ein altmodisch klingenendes Deutsch fremd wirken mögen, aber andererseit durch eine einfache und verständliche Sprache damals schon ein breites Publikum anzogen, das begeistert spannenden Reiseberichte las, so Mark Münzel in seinem Vorwort.
Ulrich von den Steinen hat im letzten Kapitel (Der ethnologische Ertrag) noch einmal zusammengefaßt, was von den Ergebnissen der Expeditionen bis heute von Bedeutung ist und wie modern der damalige Blick des Forschers auf die unbekannen Ethnien bereits war. Eine spannende Lektüre, die uns Werk und Persönlichkeit eines fast vergessenen Forschers noch einmal in Erinnerung ruft.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)