Zum Buch:
Patagonien ist Mode. Und das nicht erst seit der Zeit, in der der moderne Tourismus das massenhafte Reisen in diese Region ermöglicht hat. Namen wie Feuerland oder Kap Hoorn haben schon früher die Phantasie von Schriftstellern und Filmschaffenden angeregt. Nicht zuletzt chilenische (u.a. Luís Sepúlveda und Francisco Coloane) und argentinische Autoren (u. a. Daniel Ares, Eduardo Belgrano Rawson, Leopoldo Brizuela, Sylvia Iparraguirre) waren es, die mit ihren Werken das geheimnisvolle und abenteuerliche Patagonien als Region in ihren Werke und damit auch als Projektionsfläche von Wünschen und Phantasien wählten.
Der theoretische Rahmen für die vorliegende Dissertation setzt voraus, den geographischen Raum nicht als gegebene, politisch oder ideologisch indifferente Größe zu betrachten, sondern als ein sozial produziertes Konstrukt. Besonders der Literatur, so die Autorin, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: In literarischen Texten werden Räume produziert, bestätigt, hinterfragt, dekonstruiert und neu erschrieben. Anhand von zwölf literarischen Reiseberichten und historischen Romanen aus Lateinamerika, den USA und Europa untersucht Jenny Haase die intertextuellen und interkulturellen Verpflechtungen der Texte. Ausgewählt wurden u. a. (ich nenne hier die ins Deutsche übersetzten Titel) Bruce Chatwins In Patagonien, Luís Sepúlvedas Die Welt am Ende der Welt und Patagonien Express, Eduardo Belgrano Rawsons In Feuerland, Leopldo Brizuelas Inglaterra und Sylvia Iparraguirres Land der Feuer. Eine spannende Untersuchung, die u. a. zu dem Ergebnis kommt, dass Patagonien auch in Zukunft ein Ort vielfältiger Projektionen und Phantasien sein wird.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)