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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Fuentes, Carlos

Alle glücklichen Familien (Todas las familias felices)

Untertitel
[Erzählungen] A. d. Span. v. Lisa Grüneisen
Beschreibung
Verlag
Frankfurt a. M.: S. Fischer, 2008
Format
geb.
Seiten
410 Seiten
ISBN/EAN
978-3-10-020753-1
Preis
22,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Carlos Fuentes wurde am 11.11.1928 in Panama-Stadt geboren. Wie sein Vater wurde er Diplomat und vertrat sein Land in New Delhi, Washington, London und Paris, wo er aus Protest gegen das Massaker an den Studenten auf der Plaza de las tres Culturas in Mexiko-Stadt von 1968 bis 1971 im „Exil“ lebte. In den siebziger Jahren war Fuentes Botschafter in Paris. Seit 1990 lebt Fuentes in Europa. Für sein Werk erhielt er 1987 den höchsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt, den Premio Cervantes. Hauptthemen seiner Werke sind die Erkundung menschlicher Schicksale und deren soziale Basis in der Geschichte Mexikos. Vor allem die nicht eingelösten Ideale und Versprechen der mexikanischen Revolution stehen im Vordergrund, wobei die Durchdringung der Gegenwart von der Vergangenheit her auch seine Sprache und die vielfältigen stilistischen Mittel bestimmt. Zu seinen bekanntesten und bedeutendsten Werken gehört die Sammlung von Erzählungen (Chac Mool) sowie die Romane Landschaft in klarem Licht (La región más transparente), Nichts als das Leben (La muerte de Artemio Cruz), Hautwechsel (Cambio de piel) und das monumentale Werk Terra Nostra (Terra Nostra). (Besprechungen in Bücher zu Lateinamerika, Gesamtverzeichnis 2002/2003)

Zum Buch:

Der Vater, Pastor Pagán schließt alle Geschäfte als Zeichen der Komplizenschaft mit einem Zwinkern ab. Das war nicht immer so. Aber daß er der einzige Mitarbeiter war, der sich nicht korrumpieren ließ, konnte nicht lange gut gehen. Also wurde er ein Meister im Zwinkern. Mutter Elvira Morales singt leidenschaftlich gerne Boleros. Und sie nimmt die Texte ernst, die sie in „Aladins Höhle“ singt, weiß sie doch um die Gefahren des Lebens und daß man trotzdem die wahre Liebe finden kann. Tochter Alma versucht, irgendwie im Leben zurechtzukommen; aber eines Tages hatte sie keine Lust mehr, das perfekte Modepüppchen zu sein und sich von jedem begrapschen zu lassen. Fortan sieht sie sich die Gefahren des Lebens lieber in einer Reality-Show an. Sohn Abel kehrt nach seinem Studium nach Hause zurück, bekommt Ärger mit seinem Vater und beschließt, sich zu rächen. Er tritt die Nachfolge seines Vaters in der Firma von Leonardo Barroso an, hat Erfolg, lebt aber dann über seine Verhältnisse und wird entlassen. In der Erzählung „Der ungehorsame Sohn“ muß Vater Isaac erleben, daß er seine Versprechen nicht einhalten kann, da keiner seiner vier Söhne lust hat, Priester zu werden. „Mater Dolorosa“ ist der Briefwechsel einer Mutter mit dem inhaftierten Mörder ihrer Tochter Sandra, einem in die USA emigrierten Indio. Natürlich sind es in der Mehrzahl keineswegs glückliche Familien, die Fuentes für sein Panorama aus 16 Erzählungen ausgesucht hat. Meist sind es eher Tragödien, die Fuentes beschreibt und die zusammengenommen ein vielstimmiges Porträt der aktuellen mexikanischen Gesellschaft ergeben, mit seinen Gewaltverhältnissen, der ungerechten Verteilung des Reichtums, des Machismo und der Korruption. Die lesenswerten Erzählungen sind unterbrochen (oder eingerahmt) von Gedichten, vorgetragen von Chören, drastischen Gesängen voller Wut und Gewalt (u. a. „Chor der unglücklichen Kinder“, „Chor der nackten Flitterwöchner“ oder „Chor der rachsüchtigen Familien“). Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)