Zum Buch:
Ein außergewöhnlicher Verlag stellt sich vor: Eloisa Cartonera hinter diesem Namen verbirgt sich ein Kunstprojekt mit sozialem Anliegen: Es will ausgegrenzten Personen durch künstlerische Aktivitäten helfen, sich wieder in die Arbeitswelt zu integrieren … Die ursprüngliche Idee bestand darin, den Cartoneros, den Kartonsammlern der Straßen von Buenos Aires, Karton abzukaufen … Mit diesem Karton werden dann Buchdeckel zugeschnitten und mit dem Titel des Buches bemalt. Das mag Buchästheten vielleicht erschrecken, zumal der Inhalt fotokopierte Seiten enthält, die mit dem Deckel zusammengeheftet sind. Veröffentlicht werden auf diese preiswerte Weise zeitgenössische und avantgardistische lateinamerikanische Literatur.
Und deshalb werden Sie die Bücher dieses Verlags auch nicht im nächsten Buchladen kaufen können. Das ist bedauerlich, denn in dieser kleinen Anthologie mit poetischen Zeugnissen junger Autorinnen und Autoren aus Argentinien sollte man viele Leserinnen und Leser wünschen. Nicht alle sind unbekannt, Fabián Casas, Cecilia Pavón und Sergio Raimondi sind mit ihren Gedichten auch schon in anderen deutsch- oder zweisprachigen Anthologien vertreten oder haben eigene übersetzte Bücher veröffentlicht. Aber auch für dieses Buch gilt was Monika Rinck in ihrem Vorwort zu der Sammlung Scherben, Poesie und Zwittertöne gesagt hat: Wenn das Gedicht seine eigene Zeit verfehlt, wird es uns wenig sagen, es wird uns zumindest nicht überraschen. Die Gedichte, die Sie hier lesen können, werden Sie überraschen … lassen Sie sich überraschen, lassen Sie sich zeigen, in welcher Zeit Sie leben.
Alle Autoren werden mit Foto, biographischen und bibliographischen Angaben vorgestellt. Einziges Manko: die Gedichte sind leider nur einsprachig wiedergegeben. Dennoch eine empfehlenswerte Edition.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)