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Codename Caesar

Autor
Le Caisne, Garance

Codename Caesar

Untertitel
Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie. Aus dem Französischen von Stefan Lorenzer
Beschreibung

Als ehemaliger Militärfotograf war er dafür zuständig, die Leichen der in den syrischen Folterkerkern Umgekommenen zu fotografieren. In einem Zeitraum von zwei Jahren hat er 45.000 solcher Bilder kopiert und außer Landes gebracht, wobei er jeden Tag sein Leben und das seiner Familie riskiert hat. Codename Caesar ist nichts weniger als der Versuch, das Unaussprechliche in Worte zu fassen.

Ausgezeichnet mit dem 37. Geschwister-Scholl-Preis 2016
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H. Beck, 2016
Seiten
249
Format
Kartoniert
ISBN/EAN
978-3-406-69211-6
Preis
17,95 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Garance Le Caisne ist freie Journalistin und schreibt für „Le Journal du Dimanche” und „L’Obs”. Seit 1990 berichtet sie über den Nahen Osten. Nachdem sie mehrfach in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Syrien gereist ist, hat sie sich auf die Suche nach „Caesar” gemacht. Mehr als ein halbes Jahr dauerte es, bis sie ihn fand und sein Vertrauen gewann.

Zum Buch:

„[…]man sieht eine Abfolge von Fotografien nackter Leichen, nur mit einem Slip bekleidet oder in Lumpen, bis auf die Knochen abgemagert, manche verstümmelt, von Schnitten oder Verbrennungen übersät. Einigen hat man die Augen herausgerissen. Andere sind von chemischen Substanzen entstellt. Wieder andere stecken in Plastiksäcken, aufgestapelt unter einem Hangar […] die Aufnahmen sind grauenerregend. Sie sind von solcher Wucht, dass man von ihrem Anblick zu überwältigt sein mag, um die Zeugenaussagen der Überlebenden noch hören zu wollen oder hören zu können. Aber sie müssen gehört werden.“

Hinter dem Mann mit dem Codenamen „Caesar“ verbirgt sich ein ehemaliger syrischer Militärfotograf, der über zwei Jahre hinweg 45.000 Originalfotos von zu Tode gefolterten Gefangenen kopiert und dafür gesorgt hat, dass dieses extrem belastende Beweismaterial für Verbrechen gegen die Menschheit außer Landes gebracht wird, bevor er sich schließlich selbst absetzte und in Sicherheit brachte. Wäre er in dieser Zeit erwischt worden, wäre das seinem sofortigen Todesurteil gleichgekommen – und dem seiner gesamten Familie. Caesar hat etwas gewagt, was einem Menschen weit mehr als nur Mut abverlangt. Ein Sprichwort sagt: „Ein Recht ist erst verloren, wenn keiner mehr dafür aufsteht, um dafür einzutreten.“ Caesar ist dafür eingetreten, zwei Jahre lang, jeden Tag, während er Zeuge der Gräueltaten wurde, welche das syrische Regime an seinem eigenen Volk verübte.

Mehr als ein halbes Jahr dauerte es, bis die französische Journalistin Garance Le Caisne den ehemaligen Fotografen in Nordeuropa ausfindig machen konnte, und nachdem sie sein Vertrauen gewonnen hatte, erzählte er ihr in mehreren langen Interviews seine Geschichte. Der Verlag hat sich schließlich dagegen entschieden, auch nur eines dieser grauenerregenden Fotos in das Buch aufzunehmen, und das ist gut so, denn die verstörende Wirkung würde es dem Leser erschweren bis unmöglich machen, den ohnehin schwer zu verdauenden Text aufmerksam zu lesen. Aber gelesen werden muss er – denn das systematische Morden geht weiter, jetzt, in diesem Moment.

„Wir arbeiteten von 8 bis 14 Uhr, dann hatten wir Pause bis 18 oder 19 Uhr. Von 19 bis 22 Uhr ging es noch mal ins Büro. Es waren lange Tage, da man abends fertig werden musste, um nicht in Verzug zu geraten. Man wusste, dass tags darauf neue Leichen warten würden.“

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln