Detail

Drucken

Die Regierung des Himmels

Autor
Hippler, Thomas

Die Regierung des Himmels

Untertitel
Globalgeschichte des Luftkriegs. Übersetzt von Daniel Fastner
Beschreibung

Die erste aus einem Flugzeug abgeworfene Bombe fiel auf Nichtkombattanten. Das geschah 1911. Die Regierung des Himmels, die erste Globalgeschichte des Luftkriegs, zeigt, wie oft sich solcherlei Tragödien noch wiederholen werden, weil die Innovation, den Menschen aus der Luft angreifen zu können, das Leiden Unschuldiger direkt in Kauf genommen hat.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Matthes & Seitz Verlag, 2017
Seiten
272
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95757-336-0
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Thomas Hippler, geboren 1972, studierte Geschichte, Philosophie und Musik in Berlin, Paris, Florenz und Berkeley. Nach Stationen in Oxford und Lyon lehrt er als Professor an der Universität der Normandie in Caen.

Zum Buch:

Bei einem Aufklärungsflug während der Eroberung Libyens macht Leutnant Gavotti, der italienische Pilot, am 1. November 1911 in der etwa 15 Kilometer von Tripolis entfernt gelegenen Oase Ain Zara einen, wie er glaubt, versprengten Trupp arabischer Kämpfer aus. Kurzentschlossen steigt er unmittelbar nach Beendigung der Operation ein zweites Mal auf, diesmal jedoch ohne Einsatzbefehl. Mit an Bord des Flugzeugs, genauer gesagt auf seinem Schoß, befindet sich eine Bombe. Beim Anflug auf die Oase entdeckt er nun zwei Feldlager, in denen sich zusammengenommen etwa hundertfünfzig Personen aufhalten. Kurz bevor er das Ziel erreicht, zieht er mit den Zähnen den Sicherheitsstift heraus und lässt die Bombe fallen. „Für einige Sekunden kann ich ihr mit dem Blick folgen, bevor sie verschwindet. Kurz danach sehe ich eine dunkle Wolke aus dem kleineren Lager aufsteigen. Ich habe auf das große gezielt, aber ich hatte Glück. Es war ein Volltreffer.“

Hundert Jahre später, fast auf den Tag genau und beinahe am gleichen Ort, fallen während eines NATO-Manövers ganze Bombenteppiche vom Himmel herab und verwandeln den Ort in Sekundenbruchteilen in eine Kraterlandschaft, so dass man unschwer behaupten kann: An diesem Tag damals, als über der libyschen Wüste der erste Bombenabwurf von einem Flugzeug aus stattfand, wurde das Kriegshandwerk um eine weitere schreckliche Komponente aufgestockt, deren Tragweite noch gar nicht abzusehen ist.

In seiner außergewöhnlichen Arbeit beschreibt Thomas Hippler auf eindringliche Weise die erste Globalgeschichte des Luftkriegs, ausgehend von ihren Anfängen 1911 über den Zweiten Weltkrieg und bis hin zum Vietnamkrieg und dem Drohnenkrieg im Irak. Sein Ehrgeiz besteht dabei nicht in erschöpfender Vollständigkeit, vielmehr präsentiert er stattdessen eine Reihe von Beispielen, „die besonders ergiebig erscheinen, um die Veränderungen des Weltsystems im Laufe des vergangenen Jahrhunderts greifbar werden zu lassen. Luftschläge sind keine Kriege mehr, sondern Polizeioperationen. Die Bombe ist nicht das Schwert des Ritters der Lüfte, sie ist der todbringende Knüppel des Weltpolizisten.“

Und wie schon so oft wiederholt sich die Geschichte, denn wie sich erst hinterher herausstellte, handelte es sich bei den vorgeblich arabischen Kämpfern, die Leutnant Gavotti damals ins Visier nahm, um Menschen, die an den Auseinandersetzungen gänzlich unbeteiligt waren.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln