Detail

Drucken

Autor
Piñeiro, Claudia

Ein wenig Glück

Untertitel
Roman. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold
Beschreibung

Sie wartet am Bahnübergang. Vor ihr stehen zwei Autos. Hinter ihr singen die Jungen auf dem Rücksitz. Sie wollen ins Kino und der Film wird in wenigen Minuten beginnen. Das erste Auto fährt an der Schranke vorbei. Das zweite auch. Es ist ihre Entscheidung und sie wird sie 20 Jahre ihres Lebens kosten. In dem neuen Roman von Claudia Piñeiro scheint die Zeit stillzustehen, bis sich Mary traut, in ihre eigene Vergangenheit zurückzukehren.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Unionsverlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-293-00506-8
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Claudia Piñeiro, geboren 1960 in Buenos Aires, ist der Shootingstar der argentinischen Literatur. Nach dem Wirtschaftsstudium wandte sie sich dem Schreiben zu, arbeitete als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher und führte Regie fürs Fernsehen. Ihre Romane sind auf den Bestsellerlisten zu finden und werden in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt. Für Die Donnerstagswitwen erhielt sie 2005 den Premio Clarín; 2010 wurde sie mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet.

Zum Buch:

Als Mary Lohan, offizielle Vertreterin des Garlic Institutes in Boston im St. Peter’s College in Temperly die Lehrer empfängt, um ihre Qualifikationen zu überprüfen, steht plötzlich ihr Sohn vor ihr. Federico Lauría ist Geschichtslehrer an dem argentinischen College, an dem sie als Marilé Lauría vor 20 Jahren unterrichtet hat. Nach dem tragischen Unfall damals ist sie geflohen. Aus Marilé ist Mary geworden, die Bilder an dem Bahnübergang hat sie aus ihrem Leben verbannt. Ihre Haare trägt sie jetzt rot und kurz, die braunen Kontaktlinsen geben ihr die Sicherheit, dass niemand sie erkennen wird. Doch ihr Sohn sieht das Muttermal an ihrer Hand und weiß, wer sie ist. In seinem Leben gab und gibt es nur eine Frage: Warum? Warum ist seine Mutter vor 20 Jahren fortgegangen und hat ihn in einem Vorort von Buenos Aires zurückgelassen? Ein Wochenende hat Mary Zeit, zu antworten. Ein Wochenende, um ihr Leben, ihren Sohn zurückzugewinnen, ein Wochenende, um von vorne anzufangen.

Bis Mary anfängt, für ihren Sohn alles niederzuschreiben, was damals wirklich geschah, ist man versucht, beim Lesen den Atem anzuhalten. Als sie sich dann endlich ihren Erinnerungen stellt, tut sie dies sachte – nur ein Bild nach dem anderen erträgt sie, denn die Bilder sind von einer solchen Wucht, dass man auch als Leser dankbar ist für Marys nächtliche Aufenthalte auf ihrem Balkon. Sie wird dort eine kleine Fledermaus retten, bevor sie den Umschlag für ihren Sohn dem Schulleiter anvertraut, bevor sie wieder nach Hause fährt. Ihr Herz wird leichter und zugleich schwerer sein als auf der Hinreise, denn jetzt, nach allem, lebt in diesem Herzen die Hoffnung auf das Verständnis ihres Sohnes, die Hoffnung auf ein wenig Glück.

Susanne Rikl, München