Zum Buch:
Als Mary Lohan, offizielle Vertreterin des Garlic Institutes in Boston im St. Peter’s College in Temperly die Lehrer empfängt, um ihre Qualifikationen zu überprüfen, steht plötzlich ihr Sohn vor ihr. Federico Lauría ist Geschichtslehrer an dem argentinischen College, an dem sie als Marilé Lauría vor 20 Jahren unterrichtet hat. Nach dem tragischen Unfall damals ist sie geflohen. Aus Marilé ist Mary geworden, die Bilder an dem Bahnübergang hat sie aus ihrem Leben verbannt. Ihre Haare trägt sie jetzt rot und kurz, die braunen Kontaktlinsen geben ihr die Sicherheit, dass niemand sie erkennen wird. Doch ihr Sohn sieht das Muttermal an ihrer Hand und weiß, wer sie ist. In seinem Leben gab und gibt es nur eine Frage: Warum? Warum ist seine Mutter vor 20 Jahren fortgegangen und hat ihn in einem Vorort von Buenos Aires zurückgelassen? Ein Wochenende hat Mary Zeit, zu antworten. Ein Wochenende, um ihr Leben, ihren Sohn zurückzugewinnen, ein Wochenende, um von vorne anzufangen.
Bis Mary anfängt, für ihren Sohn alles niederzuschreiben, was damals wirklich geschah, ist man versucht, beim Lesen den Atem anzuhalten. Als sie sich dann endlich ihren Erinnerungen stellt, tut sie dies sachte – nur ein Bild nach dem anderen erträgt sie, denn die Bilder sind von einer solchen Wucht, dass man auch als Leser dankbar ist für Marys nächtliche Aufenthalte auf ihrem Balkon. Sie wird dort eine kleine Fledermaus retten, bevor sie den Umschlag für ihren Sohn dem Schulleiter anvertraut, bevor sie wieder nach Hause fährt. Ihr Herz wird leichter und zugleich schwerer sein als auf der Hinreise, denn jetzt, nach allem, lebt in diesem Herzen die Hoffnung auf das Verständnis ihres Sohnes, die Hoffnung auf ein wenig Glück.
Susanne Rikl, München