Zum Buch:
„Am 1. Mai 1847, morgens um halb neun, haben die beiden Monaden, deren Verbindung dazu dienen wird, die folgenden Bögen zu schwärzen, Paris mit dem Ziel verlassen, zwischen Farnkraut und Ginster oder auf den weiten Sandstränden am Meeressaum unbeschwert Atem zu schöpfen.“
Mit nichts weiter als einem gefüllten Rucksack, bequemer Kleidung, Knotenstock und Pfeife verlassen Flaubert und Du Camp ihr komfortables Zuhause, um für mehrere Monate zu Fuß, zu Pferde oder auf dem Schiff, die Bretagne zu erkunden. Ganz ohne Ehrgeiz lassen sie sich treiben, genießen ihre Freiheit und die Verbundenheit mit der Natur.
Ihr Reisebericht bietet viel. Sie sind genaue und kritische Beobachter von Vergangenheit und Gegenwart, beschreiben feinsinnig Orte, Begegnungen und Natur. Mit viel Vergnügen nehmen sie menschliche Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten aufs Korn, lassen uns an ihrem umfangreichen Geschichts- und Kulturwissen teilhaben und malen mit fein gespitzter Feder ein vielfältig buntes Bild der Bretagne. Ihre Schilderungen sind detailgenau – ob es sich um die Beschreibung einer Uniform, einer Hausfassade, einer Ruine, einer Frau oder Landschaft handelt – stets sind ihre Reflektionen und Empfindungen mit eingewoben. Einen emotionalen Hinweis auf ihre persönliche Situation sucht man vergebens.
Flauberts und Du Camps Sichtweisen haben eine fast unglaubliche Aktualität, wenn sie die Zerstörung der Natur durch technische Errungenschaften zur angeblichen Verbesserung für die Menschheit anprangern. Ihre Suche nach Freiheit, Einfachheit im Einklang mit der Natur erinnert an die Rousseau´sche Denkweise „Retour à la nature“.
Es macht große Freude mit Flaubert und Du Camp in längst vergangene Zeiten abzutauchen und diese wohltuende Langsamkeit mit der sie zu Reisen verstehen, zu entdecken. Sprachlich ein Lesegenuss ist das Buch mehr als nur ein literarischer Reiseführer.
Mit einem sehr ansprechenden Cover, einer Karte mit Reiseroute und einer Vielzahl wichtiger Anmerkungen ausgestattet, beheimatet es die „geschwärzten Bögen“ der beiden auf das Beste und sollte nicht nur im Gepäck für die nächste Bretagne-Reise sein!
Brigitte Hort, Eitorf